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2020
„autumn 06/2020“ (don’t ask where i come from, ask where i’m local)
performed on June 13th 2020 on a field in the woods close to Nettersheim/Eifel.
by and with:
Akiko Ahrendt/Helen Brecht/Sebastian von der Heide/Neo Hülcker/Tanja Kodlin/Elisa Kühnl/Annegret Mayer-Lindenberg/Etienne Nillesen and Florian Zwißler, idea: Akiko Ahrendt
Based on Bruno Latour’s thesis and considerations within the early hippie movement that the earth is increasingly and frighteningly becoming an actor itself, we will examine how sensitively we can approach a place. We want to integrate ourselves into the existing system and enter into an exchange with the actors present, especially non-human creatures such as animals, plants, fungi as well as stones, wood and factors such as the day/night rhythm.
In addition to conversations, discussions and the electroless everyday life, the focus will be on the acoustic exploration of stone and wood : material that have been the basis for instrument making in our musical tradition for centuries. The return to the basal materials of instrument-making, the unamplified performance and the collective working method in three days on site can also be understood as a social sculpture.
The group of protagonists from the fields of new music, free improvisation, visual arts, art theory and instrument making will create a hybrid format. The spaciousness of the site will provide a free insight into the dynamics of approaching the site and the social practice of sound exploration.
We look forward to sharing our experiences with you.
Children are welcome.
supported by Kulturamt der Stadt Köln, Musikfonds and KHM Kunsthochschule für Medien, Köln.

VULKANEIFEL, music on a film by Judith Röder. (2019)
In Form und Ästhetik werde ich mich auf den Experimentalfilm „Vulkaneifel“ von Judith Röder beziehen. Die Tradition der klassischen Stummfilmvertonung weiter denkend, wird die Musik weniger eine reine Untermalung oder akustische Illustration des Filmes sein, als vielmehr eine eigenständige Interpretation von Atmosphäre, Bildkomposition und Schnitt des Filmmaterials.
Ich spiele analog auf meiner Geige, teilweise präpariert mit Naturmaterialien aus der Eifel, der beide Künstlerinnen geographisch jeweils verbunden sind.
Interview mit dem Frauenkulturbüro zum Erhalt des Stipendiums „Präsenz vor Ort“ (2018)
Das Interview führte Heidi Matthias

Akiko Ahrendt studierte Violine, Neue Musik, ein paar Semester Philosophie und studiert derzeit mediale Künste. Sie beschreibt sich selbst als Geigerin, die in tradierter Weise das Instrument gelernt und studiert, aber immer schon auch experimentell gehandhabt hat: sei es raumbezogen, mit Stimme oder mit strombetriebenen Erweiterungen. Sie entwickelt eigene Konzertformate, ist Mitglied von radikal translation, Ensemble Garage, Contrechamps und des Rundfunktanzorchesters Ehrenfeld und spielt regelmäßig in der MusikFabrik und dem Ensemble Modern.
Sie war Stipendiatin der Internationalen Ensemble Modern Akademie und auf Pact Zollverein, erhielt den Preis der deutschen Schallplattenkritik und ist Kranichsteiner Preisträgerin der Darmstädter Ferienkurse.
FKB: Akiko, seit wann machst du hauptberuflich Musik? Wann hast du dich für die zeitgenössische Musik entschieden?
Akiko: Ich spiele Geige seit ich 7 Jahre alt bin, da hat sozusagen meine Laufbahn als Geigerin begonnen und so genau kann ich gar nicht sagen, seit wann ich das als meinen Beruf ansehe. Ich schätze, irgendwann nach dem Studium habe ich gemerkt, dass ich mit dem Geigen genug Geld verdienen kann, um davon zu leben.
Das Interesse für aktuelle Musik war schon immer da, auch schon vor dem Studium. Ein prägender Schritt in Richtung der Neuen Musik Szene war sicher die Ensemble Modern Akademie.
FKB: Du bist Mitglied in diversen Ensembles. Befassen sie sich alle mit moderner Musik?
Akiko: Überwiegend ja. Die Frage ist aber, was „moderne Musik“ ist. Wenn ich selbst die Musik auswähle für Konzerte, spiele ich auch gerne mal ältere Musik. Die Geige und die Literatur für sie hat ja eine sehr lange und wundervolle Geschichte. Es kann auch sehr spannend sein, z.B. eine Bach-Sonate „modern“ zu interpretieren. Das kann mitunter viel moderner sein als manche Musik, die heutzutage komponiert wird.
Pop-Musik und Jazz hält man in der Regel auch für modern, dabei haben sie jeweils auch eine ganz beachtliche Geschichte. Für mich ist es gerade sehr spannend, durch das Rundfunktanzorchester Ehrenfeld, die Studioband von Jan Böhmermann, etwas mehr Popmusik und verschiedene Stile kennen zu lernen. Macht mir auch viel Spaß, die zu spielen.
Spannend sind für mich neben dem Spiel von komponierter Musik auch die improvisierte Musik und Formate, die sich vom üblichen Konzert unterscheiden: Konzepte, die den Musikbegriff weiter fassen als nur notierte Noten, die dann instrumental gespielt werden. Ich denke da z.B. an Musik/Klang als Skulptur, ein Instrument spielen und das als Choreografie bzw. als Bewegungsmaterial zu nutzen, Musik als Installation, Musik im öffentlichen Raum, als soziales Element, als Ritual etc.
FKB: Wie aufgeschlossen ist NRW oder Deutschland für zeitgenössische Musik? Wie sehen die Konzerthonorare aus?
Akiko: Wie aufgeschlossen man für neue Musik oder neue Kunst im Allgemeinen ist, hängt vermutlich damit zusammen, wie man sozialisiert wurde, wie sehr man sich als Jugendlicher und dann Erwachsener eine kindliche Neugier bewahrt und Neues, Inspirierendes und Spannendes im Leben sucht. Meine Erfahrung aus Projekten an Schulen ist, dass im Grundschulalter die Neugier und Offenheit, unabhängig vom Elternhaus, sehr groß ist, und leider im Laufe des Alters abnimmt bzw. der Geschmack sehr in eine bestimmte Richtung geprägt wird. Durch Medien, Lehrer, Eltern, Freunde usw.. Da kann man natürlich auch Glück haben.
Ich freue mich immer, wenn ich in Kölner Neue Musik Konzerten neue Gesichter sehe. Denn oft ist es doch so, dass man für einen recht kleinen, elitären Zirkel spielt, was ich etwas schade finde, auch wenn die Vertrautheit innerhalb einer Szene fast etwas gemütlich-familiäres haben kann.
Zu den Honoraren: mein Eindruck ist, dass NRW ein guter Standort für zeitgenössische Kunst ist und es eine ganz gute Kulturförderung gibt, im Vergleich zu manch anderem Bundesland. Genauso würde ich es auch sagen für Deutschland generell im Vergleich zu manchen anderen Ländern, wobei Skandinavien da anscheinend auch sehr gut aufgestellt ist.
Honorare können natürlich nie hoch genug sein:), aber ich glaube, im Bereich der Neuen Musik hat sich da in den letzten Jahren einiges getan mit Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten. Dennoch, die Gage kann von Projekt zu Projekt sehr unterschiedlich sein, in der improvisierten Musik oder im Tanz sind die Honorare oft unterirdisch niedrig bis gar nicht vorhanden, das muss sich ändern!
Es ist ja oft so, dass Projekte, die sehr innovativen, experimentellen Charakter haben, erstmal ganz schön kämpfen müssen, bis sie für die Arbeit, die drin steckt, Geld bekommen. Irgendwann kommen sie dann eventuell auch in Institutionen an, wie jetzt vielleicht die Neue Musik, dann verlieren sie etwas von ihrem Charme und der Coolness, aber dafür sind sie subventioniert. Es wäre toll, wenn es auch für experimentelle Wagnisse, noch nicht etablierte Projekte mehr Förderung gäbe und nicht nur für die „big names“ bzw. die „alten Hasen“.
FKB: Wer sind die Auftraggeber oder bist du diejenige, welche ein Konzert thematisch entwickelst, plant, Gelder akquirierst und auch als Musikerin agierst ?
Akiko: Ich bin ja Mitglied in einigen Ensembles, da ist es unterschiedlich: mal entwickle ich selbst die Programme, kümmere mich auch um Finanzen etc., mal bin ich nur als Geigerin oder Performerin dabei.
Beides hat seine guten und auch nervigen Seiten, aber in der Regel sind für mich die eigenen Projekte spannender und fordern eher heraus.
FKB: Seit wann bist du Mutter? Was hat sich seit Geburt deines Kindes geändert.
Akiko: Seit 2009. Was fast alle Eltern sagen, stimmt: das Leben verändert sich mit einem Kind enorm, mit jedem weiteren Kind mehr, schätze ich. Vor allem ist es einfach großartig und wundervoll, Kindern beim Wachsen zu begleiten und mitzuerleben. Ich bin sehr glücklich über diese Erfahrung!
Es ist aber auch so, dass man erstmal weniger Zeit für sein eigenes Arbeiten hat. Konkret heißt das, dass man alles sehr viel organisierter angehen muss. Das beginnt schon beim Üben und Vorbereiten: man wird viel effektiver. Für Proben und Konzerte muss man sich auch gut vernetzen und organisieren. Das ist nicht immer einfach, vor allem, wenn man Projekte anderswo hat, was als freie Musikerin oft der Fall ist. Milch abpumpen in den Pausen und vorm Konzert, Gagen, die komplett für Babysitter draufgehen, mit dem Baby im Flieger oder im Zug zum nächsten Projekt reisen usw. :). Ich erinnere mich noch gut…
FKB: Wie hast du das einjährige Stipendium „Präsenz vor Ort“ für deine Karriere nutzen können?
Akiko: Das Jahresstipendium war eine großartige Sache! Für mich hieß es konkret, dass ich mich mehr auf die Projekte fokussieren konnte, die mir wichtig sind. Durch die 700€ im Monat, die dazu kamen, hatte ich ein bisschen mehr künstlerische Freiheit.
Ich habe mir auch einiges an technischem Equipment gekauft, das ich für meine Projekte brauche.
Das Wort „Karriere“ mag ich nicht so gerne, ich möchte lieber sagen, es hat mich in meiner künstlerischen Entwicklung unterstützt.
FKB: Könntest du dir weitergehende Förderprogramme für begabte Musikerinnen mit Kindern vorstellen?
Akiko: Na klar :)! Es wäre fantastisch, aus dem einen Jahr Förderung zwei oder drei Jahre zu machen, da die Situation als Musikerin mit Kind ja ähnlich bleibt.
Nicht zu unterschätzen ist der finanzielle Aufwand, den man für Kinderbetreuung während Konzerten und Proben außerhalb der üblichen Betreuungszeiten zahlt.
Und nochmal ganz generell und weil der Begriff im Zusammenhang mit dem Stipendium schon mal fiel: ich bin große Anhängerin eines bedingungslosen Grundeinkommens. Ich glaube, dass damit auch einige Problematiken der klassischen Rollenaufteilung wegfallen würden oder es zumindest eine gleichberechtigtere Ausgangsposition gäbe für Kinder, Männer, Frauen, weitere Gender, Menschen mit und Menschen ohne Kinder.